Wie kann ich meine eigene Haut retten?

Ich habe Angst um mein Leben und davor, dass bald alles um mich herum (wortwörtlich) in die Luft fliegt. Ich lebe mit psychisch hilfsbedürftigen Eltern.

Zusammenfassung weiter unten!


Zur Situation: Ich (w23) bin Studentin und lebe mit meinen Eltern in einer Bedarfsgemeinschaft. Seit Ende 2017 geht mein Vater aufgrund schwacher Gesundheit nicht mehr arbeiten. Wir beziehen allerdings schon seit meiner Geburt Bürgergeld wegen meiner Mutter, da diese Hausfrau ohne Job ist und da mein Vater wohl wenig verdiente.

Kurz vor meiner Geburt nahmen meine Eltern einen Kredit auf, um sich den Einzug in eine Wohnung leisten zu können. Meine Mutter, die nicht hier geboren wurde und die damals wenig Deutsch konnte, begang dabei auf Drängen meines Vaters hin den dummen Fehler, den Kreditvertrag mitzuunterschreiben. Mein Vater erhält heute noch Briefe vom Inkassodienst, da er die Schulden nie bezahlt hat und er hat auch nicht vor, diese zu bezahlen..

Das Problem an der Sache: er ist im vierten Stadium von COPD, leidet seit Jahrzehnten an diagnostizierter Depression und kümmert sich um nichts bis auf akute Rechnungen (aber selbst die schiebt er manchmal auf bis er die x.te Mahnung erhält..). Da wohl die Dauer eines Insolvenzverfahrens mittlerweile auf 3 Jahre verkürzt wurde, riet ihm seine Familie, Insolvenz anzumelden, damit sein Schufa-Eintrag gelöscht wird und er von den Schulden befreit wird. (Meine Mutter ist davon auch betroffen, also würde ihr ja damit wahrscheinlich auch geholfen werden.)

Nur scheint ihn das nicht zu jucken. Er ist stattdessen darauf fixiert, trotz seiner fortschreitenden Krankheit weiterzurauchen und gleichzeitig eine OP im Ausland(!!) von seiner Familie in Gang leiten zu lassen, um seine Lungen mit einer hier in Europa unbekannten und nicht anerkannten Prozedur säubern zu lassen (weil er selbst natürlich sich die ganze Mühe nicht machen will und immer darauf besteht und erwartet, dass alle anderen für ihn die Arbeit erledigen). Meine Mutter und ich halten nicht viel von der Idee.

Meiner Meinung nach bräuchte er zuerst eine erfolgreiche Entzugstherapie, aber er sucht natürlich nach dem schnelleren Ausweg und wird nach der OP höchstwahrscheinlich einfach sorglos weiterrauchen, da ja seine Lungen wieder "frei" wären.. Er ist seit letztem Jahr auch in einer Langzeitsauerstofftherapie und wir haben drei große Tanks, die mit flüssigem Sauerstoff gefüllt sind, von denen er per Schlauch Sauerstoff einatmet. Nur trägt er den Schlauch 24/7, ohne ihn je abzunehmen und dreht die Zufuhr auf die höchste Stufe auf, was er laut Ärzten nicht soll und meine Mutter und ich haben das Gefühl, dass diese ununterbrochene Sauerstoffzufuhr genauso wie der Nikotin und der damit verbundene CO2-Überschuss (der laut Ärzten auch längst in seinem Gehirn sei) seine Kognition beeinträchtigen. Er hat sich schon bereits am eigenen Gesicht verbrannt, da er den Schlauch, aus dem der Sauerstoff fließt, in der Nähe des Gesichts hielt und sich dabei eine Zigarette in der Wohnung anzündete.. Und er raucht IMMER nur IN der Wohnung, obwohl wir einen Balkon haben. Ich lebe seit dem Vorfall in Angst, dass er uns alle im Gebäude durch solche Unachtsamkeit in die Luft jagt, weil die Tanks auch fast so groß wie ich sind (bin 1,51m).

Ich möchte ausziehen und studiere nur noch höchstens bis Ende September 2025 und wollte im letzten Studienjahr Praxiserfahrung sammeln. Deswegen befinde ich mich momentan in Bewerbungsgesprächen für Werkstudentenstellen und Praktika. Dann wäre ich auch raus aus der Bedarfsgemeinschaft. Nur befürchte ich, dass ich dann finanzielle Nachteile dadurch haben werde, wenn meinen Eltern das Bürgergeld gekürzt wird und ich dann einen signifikanten Anteil meines Gehalts abdrücken soll an sie. Mein Vater bezieht ohnehin schon Kindergeld für mich, Pflegegeld für beide von uns und ich musste damals auch einen großen Teil meines BaföGs an ihn abdrücken, weil angeblich das Geld nicht für den Unterhalt reiche.

Dabei weiß ich genau, wie viel er bekommt und dass es absolut reicht. Wenn man Miete, Strom, Internet-, Heizungs-, und Lebensmittelkosten abzieht, bleiben davon immer noch paar Hundert Euro übrig. Dieses restliche Geld verprasst er für Zigaretten und geht damit in die Spielhalle um die Ecke.. Von den Pflegefeldern will er sich jetzt auch noch einen Teil dieser komischen OP finanzieren und hofft darauf, dass sein Vater den Großteil der Kosten übernimmt, da die Krankenkassen in Deutschland dafür nicht aufkommen. Eigentlich sollte er auch in eine Reha gehen, aber dafür müsste er mind. 6 Monate lang rauchfrei sein, aber er hat den Willen nicht dazu. Er geht zwar zu einer Psychiaterin, aber die Medikamente bringen absolut gar nichts.

Ich rechne täglich mit seinem Tod, da seine Gesundheit schlechter wird. Was mich abseits der Kosten von einem jetzigen Auszug aus ihrer Wohnung abhält, ist die Sorge, dass das Jobcenter meine Eltern dann aufforderdern würde, auszuziehen. Das weitere große Problem, wovon auch nur Familie weiß, ist dass die Wohnung seit Jahrzehnten voll ist mit teils 20+ jährigen "neuen" Klamotten&Co., die meine kaufsüchtige Mutter sich über die Jahre angeschafft hat und wovon sie sich nicht trennen will. Das Problem bestand schon seit vor meiner Geburt (wie alle anderen Probleme..). Mein Vater hält sich aus allem raus und will einfach, dass sie und ich das ganze Zeug entrümpeln, aber er selbst hat auch 20+ jährigen Papierkram bei sich im Wohnzimmer in Papiertüten liegen und will sich wegen des depressiven Zustands nicht mehr mit Papierkram und deutscher Bürokratie beschäftigen.

(Er schläft bzw. "lebt" im Wohnzimmer, da das Kinderzimmer, in dem ich aber nie selbst schlief, inzwischen mit den Sachen, die vorher im Wohnzimmer waren, voll steht. Meine Eltern schliefen schon immer in getrennten Zimmern und aus Liebe haben sie jedenfalls nicht geheiratet. Ich hatte nie ein eigenes Zimmer und wegen der verwahrlosten Wohnung auch keinen Arbeitsplatz.)

Ich weiß, dass man in seinem Todesfall ein Nachlassinsolvenzverfahren in die Gänge leiten kann, aber dafür bräuchte ich ja die ganzen relevanten Papiere, nur weiß ich nicht (und mein Vater auch nicht), wo genau die sind. Rausrücken wird er die eh nicht, da er mir nicht traut. Dabei bin ich diejenige, die seit letztem Jahr unsere Rechnungen tätigt und für ihn zur Bank geht. Ein Online-Banking Account sowie ein monatliches Lastschriftverfahren will er sich nicht einstellen lassen, da er der Technik nicht vertraut.. Meine eigenen Überweisungen tätige ich von Zuhause aus.

Was mach ich jetzt? Wie sollten meine nächsten Schritte aussehen? Ich weiß einfach nicht, worauf ich meinen Fokus legen soll: auf die Beendigung des Studiums und die Jobsuche, auf die Entrümpelung der Wohnung (wofür die Zeit fehlt), auf die Klärung des Insolvenzverfahrens oder oder oder... Ich habe sowieso keine gute Beziehung zu meiner narzisstischen Mutter, da sie mich seit der Kindheit emotional und körperlich missbraucht und mein Vater war schon immer total passiv und glaubt mir nie, wenn ich ihm von ihren Misshandlungstaten erzähle. Die Familie hält sich großteils da raus, weil sie sich für meine Eltern schämen (ich mich auch) und nichts mit ihnen zu tun haben wollen. Mich bei sich aufnehmen könnte auch keiner. Zu Freunden könnte ich auch nicht. Durch das alles leide ich seit Schulzeiten selbst an Depressionen und habe Suizidgedanken, weil ich nicht weiß, wie ich mich retten kann.

Ich will nicht auf den Schulden meines Vaters sitzen bleiben, die ich nach seinem Tod erben würde.

Ich will nicht explodieren, indem er weiterraucht und meinen Vater auch nicht so früh verlieren (er ist 55).

Ich traue mich aus tiefstem Scham nicht, den Zustand der Wohnung bei irgendwem anzusprechen und wüsste auch nicht, welche Anlaufstelle dafür die richtige wäre.

Ich will nicht bei diesen Menschen leben müssen.

Ich kann einfach gar nicht mehr und reiße mich im Prinzip nur für meine Freunde, die aber auch großteils im Ausland leben, zusammen, aber es ist Gott verdammt schwer.

Ich fühle mich in dieser schei* Wohnung gefangen. Das ist kein Zustand, in dem man leben kann. Verwahrlost. Erstickend im Rauch. Ständigem Mißbrauch ausgesetzt. Allein.

Ich habe weder Auto noch Führerschein. BaföG beziehe ich seit dem 2. Semester nicht mehr, weil ich nicht einsehe, auf Kosten meiner Eltern, die nicht mit ihrem vorhandenen Geld umgehen können, mich gegenüber dem Staat zu verschulden. Ich hätte einen Folgeantrag erst wieder in Betracht gezogen, wenn ich eine eigene Wohnung hätte.


ZUSAMMENFASSUNG: Es tut mir leid für den riesenlangen Text, aber da es so viele Probleme auf einmal sind, die alle relevant sind und miteinander verknüpft sind (Jobcenter, COPD, Schulderbe, Auszug), musste ich alles erwähnen.

Wenn ihr bis hierhin gelesen habt, danke ich euch lieben Menschen. Vielleicht seid ihr bei einer öffentlichen Behörde oder kennt jemanden dort, an den ihr dies weiterleiten könntet, und könnt mir helfen. Auch wenn ich irgendwo Mitleid mit meinen Eltern habe, sind sie einfach selbst an allem Schuld und ich muss jetzt ebenfalls egoistisch handeln. Bitte helft mir.